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4.3 Rationale Lösung

Schon C.G.J. JACOBI hat in [Jac29] nachgewiesen, daß Lösungen der Differentialgleichung 70 algebraische Funktionen der Form F (x,y) = 0  sein können [Tri48, IV], [Hur00, II-5, § 4 ff.]. Für die implizite Darstellung solcher Funktionen wiefolgt

F (x,y)= pm (x)ym + pm−1(x)ym−1+ ⋅⋅⋅+ p2(x)y2+ p1(x)y + p0(x),
(72)

wobei p0,p1,...pm−1,pm  Polynome in x sind, kann bekanntermaßen in bestimmten Spezialfällen eine explizite Lösungsformel y= f (x)  ermittelt werden. Bei dem gesuchten Integral f(x)  handelt es sich in den einfachsten Fällen um eine irrationale (m = 2  ) oder rationale Funktion (m = 1  ), wobei sich Letztere als

   U-(x)
y= V (x)
(73)

mit den Polynomen

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darstellen läßt.24

Um für diesen Funktionstyp den Nachweis zu erbringen, daß es sich um eine Lösung von Differentialgleichung 70 handelt, folgen wir [Cay76, § 218 ff.] und setzten zuerst U = U (x)  bzw. V = V (x)  und bilden dann ∘ ----------------
  (1− y2)(1 − λ2y2)  sowie die Ableitung  ′
y .

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Dividiert man die Ableitung y′ durch √----------------
 (1− y2)(1− λ2y2)  entsteht der Ausdruck

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welcher ja letztlich der rechten Seite von Gleichung 69 (multipliziert mit M −1  ) entsprechen soll.

        ′      ′
∘-----U-V-−-UV--------= --∘------1----------
  (U2− V 2)(U 2− λ2V 2)  M   (1− x2)(1− k2x2)

Notwendige Voraussetzung dafür ist zuerst einmal, daß für den Grad der Polynome U und V die Einschränkung          ′
|d|= |n− n |≤ 1  gilt, d. h. entweder beide Polynome sind vom Grad n (bzw.  ′
n ) oder eines ist vom Grade n , das andere aber n − 1  .25

Beweis. Der Nachweis basiert auf der letzten Gleichung in folgender Darstellung

M2 (1 − x2)(1− k2x2)(U ′V − U V′)2 = (U2 − V 2)(U 2− λ2V 2)

und vergleicht einfach den Grad von links- und rechtsseitigem Polynom (mit entsprechender Fallunterscheidung).

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Eine Funktion ist also vom Grad n , die andere vom Grad n − 1  und deshalb die Differenz d = n− n′ = ±1  . Allerdings ergeben sich dieselben Verhältnisse auch für n= n′ (also d = 0  ), denn in diesem Fall verschwindet der höchstwertige Koeffizient (mit Wert anbn′d ) in U′V − UV ′ . Verringert man entsprechend den linksseitigen Grad in Gleichung 75 um Eins (auf der rechten Seite bleibt alles wie gehabt), dann wird sofort erkennbar, daß auch      ′
n = n eine Lösungsmöglichkeit ist. __

Nimmt man nun an, daß sich in Gleichung 74 ein Faktor       2
(x− c)  vom Ausdruck   2    2   2   2  2
(U − V  )(U  − λ V )  abspalten läßt, dann ist der Term x− c in  ′       ′
U V − UV ebenfalls als Faktor enthalten.

Beweis. Ist       2
(x− c)  ein Faktor (c eine doppelte Nullstelle) von   2   2
U  − V  oder   2   2 2
U  − λ V  , dann ist       2
(x− c)  auch ein Faktor von U − V oder U +V bzw. U − λ V oder U + λV . Betrachten wir im weiteren nur den Fall, daß der Faktor       2
(x− c)  in U − V enthalten ist (gleiches gilt für die anderen Fälle). Es ergeben sich dann die Darstellungen

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mit den Ableitungen nach x

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Bildet man jetzt

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dann bestätigt das gemeinsame Vorkommen des Faktors x− c in allen Summanden unsere Annahme. __

Setzt man eine solche Abspaltung für alle 2n− 2  Wurzeln von U′V − U V′ fort, dann bleibt in    2   2   2    2 2
(U  − V )(U − λ  V )  , dessen Grad ja 4n ist, ein Produktterm vom Grad 4  übrig, der nicht mehr gekürzt werden kann. Mit den konstanten Koeffizienten di  ergibt sich demzufolge die Darstellung:26

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Kehrt man mit diesen Formeln zurück zur Ausgangsgleichung 74

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und berücksichtigt außerdem, daß eine Überführung des besagten Produktterms in die Form      2      2 2
(1− x )(1− k x )  immer möglich ist (siehe [Tri48, II, § 3], [WW27, § 20⋅54  , §20⋅6  ]), dann ist mit einer rationalen Polynomfunktion y= f (x)  die elliptische Transformation nach Gleichung 70 möglich.27 Aus dieser Feststellung heraus kann man bezüglich der Bestimmung der Koeffizienten von U und V noch die Bedingung

(U 2− V 2)(U 2− λ2V2) = (1 − x2)(1− k2x2)T2(x)

formulieren.