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4.4 Spektrale Leistungsdichte

Machen wir nun einen weiteren Schritt von den Zufallsprozessen zu Zufallssignalen, der aber eher eine Notationsfrage als etwas Grundsätzliches ist.29 Dabei stellen wir die Frage nach der spektralen Leistungsdichte eines stationären, ergodischen Zufallsprozesses, also nach infinitesimalen Leistungsanteilen in einem Frequenzbereich df (bzw. dω ), der einem Zufallssignal x(t)  zugeordnet ist. Von Gleichung 53 wissen wir, daß für die Gesamtleistung P von x(t)  die Formel

                 ∫
P = φxx(0)= lim  1-  x2(t)dt
           T →∞ T  T

gilt. Aus dem Gebiet der Harmonischen Analyse ist außerdem bekannt, daß die spektrale “Leistungsamplitude” an der (Kreis-) Frequenz ω durch       2           2
|X (jω )|=  |ℱ {x(t)}|  gekennzeichnet ist. Die FOURIER-Transformation als uneigentliches Integral

        ∫ ∞
X (ω)=     x(t)e−jωtdt
         −∞

muß für die Existenz von X(ω )  aber konvergieren, was man bei Zufallsprozessen wegen ∫ ∞  2
 − ∞x (t)dx(t) ⇒ ∞ normalerweise nicht gewährleisten kann. Trotzdem kann man für diesen Fall (mitunter durch Einsatz der DIRAC-Funktion) eine Größe entwickeln, die spektrale Leistungsdichte Sxx(ω )  des Zufallsprozesses X(t)  genannt wird. Dazu bilden wir die FOURIER-Transformierte der Autokorrelationsfunktion

                 ∫ T∕2
ℱ  {φxx(τ)} = lim      φxx(τ)e−jω τdτ
             T→ ∞ −T∕2

und ersetzen mit Hilfe von Formel 52 formal φxx(τ)  .

pict

Nun wird die Integrationsreihenfolge vertauscht und danach u=  t+ τ substituiert.30

pict

Auch wenn das FOURIER-Integral X (jω )  selbst nicht konvergiert, so ist doch         −1      2
limT→ ∞T   |X(jω )|  bzw.         −1∫  2
limT →∞ T    x (t)dt endlich.31

ℱ  {φ  (τ)} =  lim 1-|X(jω)|2 = Sxx(ω )
     xx      T→ ∞T
(57)

Man nennt den so gewonnen Ausdruck die spektrale Leistungsdichte Sxx(ω)  des Zufallsprozesses bzw. das WIENER-CHINTCHIN-Theorem [Kan73, 7.2], [Sch90, 7.3]. Interessant ist auch, daß sich diese Gleichung (57) ganz einfach ergibt, wenn man den Faltungssatz32 der Fourier-Transformation auf die Form der Autokorrelationsfunktion von Formel 55 anwendet.

               {                   }
ℱ {φ  (τ)}= ℱ    lim 1-x(t)∗x(− t)|    = lim 1-ℱ {x(t)∗x(− t)} = lim  1X (− jω)X (jω )
     xx          T→ ∞T            t=τ    T→ ∞T                  T→∞ T

Die Grundaussage des Satzes von WIENER und CHINTCHIN, nämlich das die spektrale Leistungsdichte mit der Autokorrelationsfunktion über die FOURIER-Transformation verbunden ist, rechtfertigt natürlich auch die Umkehrformel:

  (−1)
ℱ    {Sxx(ω)} = φxx(τ)

bzw. symbolische Darstellung der FOURIER-Transformation.

       oℱ-o
φxx(τ)     Sxx(ω)

Die spektrale Leistungsdichte eines Zufallsprozesses hat einige interessante Eigenschaften:

  1. Da (schon) die Autokorrelationsfunktion eine gerade Funktion ist, muß die spektrale Leistungsdichte Sxx(ω )  reelwertig und positiv sein.33
  2. Die mittlere Leistung P des stochastischen Prozesses kann durch Integration über die gesamte spektrale Leistungsdichte Sxx(ω )  gewonnen werden.
           ∫ ∞
P = -1-    Sxx(ω )dω
    2π  −∞

    Für diesen Nachweis geht man am Besten von der bekannten Beziehung P = φxx(0)  aus.

                      (−1)               1 ∫ ∞       jωτ      1 ∫ ∞
P = φxx(0)= lτim→0ℱ     {Sxx(ω )}= τli→m0 2π- −∞Sxx(ω) e  dω =  2π-− ∞Sxx(ω )dω

  3. Nach Punkt 2 kann man Sxx(ω )  auch wirklich als Leistungsdichte auffassen, wenn man den Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung hinzuzieht.34
    dP-=  Sxx(ω-)= Sxx(f)
dω     2 π