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2.3  TSCHEBYSCHEff-Tiefpaß

2.3.1  Amplitudencharakteristik

Der erste Typ des TSCHEBYSCHEff-Tiefpaß ist durch direkte Anwendung der TSCHEBYSCHEff-Funktionen erster Art (siehe Anhang ??) für die Drosselung gekennzeichnet [Zve67Che95Fri79a].

D (ω) = σT  (ω )
           n
(2.15)

Man kann sich auch leicht an Hand der folgenden Definition für Tn(ω)  davon überzeugen, daß die Funktion im Intervall |ω|< 1  eine Bestapproximation der Nullinie (im Sinne von Abschnitt 2.1.2, vgl. auch [Kör88, 45] oder [Mei64, § 4]) darstellt, für |ω |> 1  aber gegen ±∞ strebt.
         (
         {cos(narccosω)      (|ω |≤ 1)
Tn (ω )=  (
          cosh(narcoshω )    (|ω |> 1)

Daß es sich hier wirklich um Polynome in ω handelt, zeigt die äquivalente Definitionsgleichung ?? für Tn (x)  im Anhang ??. Dort sind auch TSCHEBYSCHEff-Polynome bis zum Grad n = 5  sowie ihr Funktionsverlauf (in Abbildung ??) gegeben. Wie spezielle Werte des Funktionsverlaufs von Tn(x)  sich auf den normierten Amplitudengang nach

              1
H (ω )=  ∘-------------
          1+ σ2 T2n(ω )
(2.16)

auswirken, kann (auch mit Rückblick auf Tabelle 2.1) anschaulich Abbildung 2.4 entnommen werden.


PIC

Abbildung 2.4: Amplitudengang des TSCHEBYSCHEff-Tiefpaß Typ I


Die Grenzfrequenz ist bei diesem Tiefpaß-Typ immer normiert ωg = 1  , zumindest soweit man sie als Eckfrequenz entsprechend Tiefpaß-Toleranzfeld in Abbildung 2.1 sieht. Der Amplitudengang hat im Durchlaßbereich eine Welligkeit, welche durch die TSCHEBYSCHEff-Funktion verursacht wird (vgl. Abbildung ??). Sie nimmt an den Extremstellen cos(kπ∕n )  alternierend die Werte ± 1  an – dazwischen liegen (notwendigerweise) die Nullstellen bei cos[(k − 1∕2 )π ∕n]  . Kombiniert man beide Ausdrücke, dann erhält man die Extremstellen des Amplitudengangs.

        ( π-)
ωk = cos k2n  ,    k= 0,1,2,...,n− 1

An diesen Stellen ist H (ω )  nach Tabelle 2.1 entweder 1  oder       2−1∕2
(1+ σ )  und die Welligkeit ε deshalb:

          1
ε = 1− √------2.
         1+ σ

Wie schon beim BUTTERWORTH-Tiefpaß besteht ein determinierter Zusammenhang zwischen der Grenz- und Sperrfrequenz sowie der minimalen und maximalen Sperrdämpfung.

pict

Aus diesen Abhängigkeiten kann man durch Gleichsetzen der Ausdrücke für σ wieder den minimalen Grad des Filters bestimmen.

          ∘ 10Amin∕10−-1
    arcosh--10Amax∕10−-1
n ≥      arcoshωs
(2.17)

2.3.2  Polstellen

Um die Verteilung der Polstellen zu bestimmen, gehen wir von der komplexen Übertragungsfunktion   2
H  (ω) = H(jω)H (− jω)  aus

  2                     -----1------
H  (ω )= H (jω )H(− jω )=  1+ σ2T2 (ω )
                               n

und verallgemeinern dann im Sinne der LAPLACE-Transformation jω ⇒ s .

H(s)H (− s)= ------1----- .
            1 + σ2T2n(s∕j)

An den Polstellen muß der Nenner verschwinden, was heißt:

pict

Wegen s = α + jω müssen wir davon ausgehen, daß arccos(s∕j)  eine komplexe Größe ist. Um nicht den Überblick zu verlieren substituieren wir z= u + jv = Rez+ jIm z= arccos(s∕j)  und notieren als komplexe Gleichung:

cos(nu+ jnv)= ±j 1.
                 σ

Nimmt man das Additionstheorem cos(φ + ϑ )= cosφ cosϑ − sinφ sinϑ hinzu, dann sind die Gleichungen

pict

äquivalent und wir können die Nullstellenbedingung in Real- und Imaginärteil separieren.

pict

Der Realteil wird Null, wenn cos(nu)= 0  gilt, was für Argumente nuk = kπ − π∕2
 ×  bzw. u×k = π(2k− 1)∕2n der Fall ist. Einsetzen in die imaginäre Bedingung führt zu

pict

Mit diesen Ergebnissen kehren wir zur Substitution cosz = s ∕j
   ×k   ×k  zurück und wenden (wieder) das komplexe Additionstheorem cos(u + jv)= cosu cosh v− jsinu sinhv an.

pict

Einsetzen von u und v ergibt für die 2n Polstellen der Funktion H (s)H (− s)  , getrennt für Real- und Imaginärteil:

pict

Interpretiert man beide Anteile geometrisch, dann ist zu bemerken, daß alle Pole auf einer Ellipse mit den Halbachsen

pict

liegen (siehe auch Abbildung 2.5).14 Wegen der für Hyperbelfunktionen immer geltenden Äquivalenz cosh2v − sinh2v= 1  besteht zwischen den Halbachsen die Abhängigkeitsbeziehung  2    2
ωH − αH = 1  .


PIC (a) n ungerade (n= 5  ) PIC (b) n gerade (n =6  )

Abbildung 2.5: P/N-Verteilung des TSCHEBYSCHEff-Tiefpaß Typ I


Abschließend wählen wir die Hälfte der 2n Pole, nämlich (aus Stabilitätsgründen) die mit negativem Realteil aus, und ordnen sie H(s)  zu.15

            (         )         (          )
             2ν-−-1  π-           2ν-−-1 π-
s×ν = − αH sin    2  ⋅ n  + jωH cos    2   ⋅n   ,    ν = 1,2,...,n
(2.20)

Geschlossene Darstellungen für die Polfrequenzen und -güten (abgeleitet aus den allgemeinen Formeln 2.12 und 2.13) nehmen bei diesem Filtertyp schon einige Komplexität an. Deshalb sollte man sich zu deren Bestimmung entweder mit einer Softwareimplementierung oder entsprechenden Tabellen, wie z. B. in [Fri79a, Tab. 2.5], behelfen.