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3.4 Produkt von Zufallsgrößen

3.4.1 Wahrscheinlichkeitsdichte

Um die Wahrscheinlichkeitsdichte eines Produkts von zwei Zufallsgrößen Y = X1X2  zu bestimmen, interpretieren wir dieses Produkt wieder als Funktion f (X1,X2)  . Da wir auch hier nur eine Ergebnisgröße, nämlich Y , haben, müssen wir die Darstellung Y = f(X )  wieder “künstlich” erzeugen. Dazu benennen wird Y in Y = f (X  ,X ) = X X
1    1  1  2    1 2  um und definieren eine zweite Funktion Y2 = f2(X1,X2)=  X1∕X2  .

Auch diesmal ermitteln wir zuerst die Umkehrfunktionen h(Y)  , beschränken uns aber auf die positiven Werte von X1  und X2  sowie positive Radikanden.

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Den Absolutwert der zugehörigen Funktionaldeterminante

     |                |    | ∘ ---   ∘ --- |
     ||∂-h1(y-)  ∂h1(y) ||    ||   y2      y1  ||
     ||  ∂y1     ∂y2   ||  1-||   y1      y2  ||    -1-
Jh = |∂ h2(y )  ∂h2(y) |= 4 |   1      ∘ y1-|= − 2y2
     ||--∂y--   -∂y--- ||    || √y-y-- −   y3 ||
          1       2            1 2       2

wenden wir wieder auf Gleichung 37 an.

                         p (x ,x )   1    ( √---- ∘ y-)
pY(y1,y2)=  |Jh|pX(x1,x2) = -X--1--2-= ---pX    y1y2,  -1
                            2y2     2y2             y2

Da die Zufallsgröße Y2  auch hier nicht von Interesse ist, müssen wir sie wieder “ausblenden”, d. h. aus der verbundenen Dichtefunktion pY(y1,y2)  die (eindimensionale) Randdichte von Y1  berechnen. Dabei benennen wir auch gleich wieder Y1  in Y um.

        ∫ ∞             ∫ ∞  1   ( √ ---∘ -y)
pY(y)=     pY(y,y2)dy2 =     ---pX    yy2,  --  dy2
         −∞              −∞ 2y2           y2

Die abschließende Substitution z= √yy2-  , d. h. √----
 y∕y2 = y∕z und         √ ----
2dz= dy2  y∕y2 = y∕zdy2  ergibt:

          ∫          (    )
            ∞ z  1-      y
pY(y)  =   −∞ y ⋅ y2 pX z, z dz
          ∫ ∞
       =      z−1pX (z,y∕z)dz.
           −∞

Für die Wahrscheinlichkeitsdichte des Produktes zweier (abhängiger) Zufallsgrößen gilt also:

        ∫ ∞ p (z,y∕z)
pY (y) =     -X------dz.
         −∞    z
(47)

Sind X1  und X2  stochastisch unabhängig, d. h. es gilt pX (x1,x2)= p1(x1)p2(x2)  , so vereinfacht sich Formel 47 zu:

        ∫
p (y)=   ∞ p1(z)p2(y∕z)dz.
 Y       −∞     z
(48)

3.4.2 Erwartungswert

Den Erwartungswert von Y kann man nach der Formel 39 bestimmen. Dazu setzt man als Funktion f(X1,X2)=  X1X2  und erhält für den allgemeinen Fall abhängiger Zufallsgrößen:

          ∫ ∞∫ ∞
E(X1X2) =        x1x2pX(x1,x2)dx2dx1.
           −∞ − ∞
(49)

Sind X
 1  und X
 2  stochastisch unabhängig, d. h. es gibt die Zerlegung p (x ,x )= p (x )p  (x )
 X  1  2    1  1  2 2  , dann kann man weiter vereinfachen

             ∫ ∞ ∫ ∞
E(X1X2)  =    −∞ −∞ x1x2p1(x1)p2(x2)dx2dx1
             ∫ ∞           ∫ ∞
         =      x1p1(x1)dx1 ⋅   x2p2(x2)dx2
              −∞            − ∞

und erhält als Ergebnis:

E (X X )= E(X )E (X ).
    1 2      1     2
(50)

Verschwindet der Erwartungswert des Produkts sogar überall (E(X1X2)= 0  ), dann werden die beiden Zufallsgrößen als orthogonal zueinander bezeichnet.

3.4.3 Varianz

In einer ganz allgemeinen Darstellung führt das Einsetzen von Gleichung 47 in die Formel 10 der Varianz zu:

        ∫
Var(Y)=   ∞ y2p(y)dy − E2(Y).
         − ∞

Eine weitere Vereinfachung scheint hier ohne genaue Kenntnis von p(y)  nicht möglich — allerdings kann man für stochastisch unabhängige Zufallsgrößen mit Hilfe von Formel 48 (und der Substitution w = y∕u ) noch einen Schritt weiter gehen:

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Nimmt man die Definition der Varianz nach Formel 11 hinzu, dann ist die folgende Darstellung gleichwertig:

Var(X1X2)=  E(X21)E(X22) − E2 (X1)E2 (X2).
(51)

Für mittelwertfreie Zufallsgrößen (E(X) = 0  ) geht es dann sogar noch etwas einfacher:

Var(X1X2) = Var(X1)Var(X2)=  E(X2)E(X 2).
                               1    2

3.4.4 Effektivwert

Ausgehend von Gleichung 12 kann der Effektivwert (bei stochastisch unabhängigen Zufallsgrößen) durch Einsetzen der Formeln 50 und 51 leicht ermittelt werden.

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Das Ergebnis ist entsprechend wenig überraschend:

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