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1.2 Kontinuierliche Zufallsgrößen

Die Zufallsgröße X kann in diesem Fall unendlich viele Werte x aus einem endlichen oder unendlichen Intervall annehmen.4 Bezieht man sich auf Grenzwerte bzw. infinitesimal große Intervalle, so kann man ausgehend von den diskreten Zufallsgrößen den Quantifizierungsbegriff der Wahrscheinlichkeit erweitern.

        (    dx          dx )
p(x)= Pr  x− -- ≤ X ≤ x+ --
              2           2

Die (jetzt) kontinuierliche Größe p gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der die Zufallsgröße X einen Wert x in der Umgebung dx annimmt. Dadurch erhält p differentiellen Charakter, weshalb p(x)  auch als Dichtefunktion bezeichnet wird. Die Wahrscheinlichkeit Pr  , daß X einen Wert innerhalb eines Intervalls [a,b]  annimmt, muß nun durch Integration bestimmt werden.

               ∫ b
Pr(a≤ X ≤ b) =    p(x)dx
                a
(4)

Wie bei den diskreten Zufallsgrößen muß die Wahrscheinlichkeit, daß X einen Wert im Intervall (− ∞,∞ ) annimmt, Eins sein.

∫ ∞
    p(x)dx= 1
 −∞
(5)

Wegen der Notwendigkeit in Gleichung 4 zu integrieren, wird oft die sogenannte Verteilungsfunktion einer kontinuierlichen Zufallsgröße X angegeben.

                                  ∫
                                    x
Pr(− ∞ ≤ X ≤ x)= Pr(X ≤ x)= F (x)=  −∞ p(u)du
(6)

Man kann sich die Verteilungsfunktion nach dieser Formel auch als infinitesimale Addition aller Einzelwahrscheinlichkeiten p(x)  von − ∞ bis x vorstellen, also in “Summe” Pr(X ≤ x)  . F(x)  ist deshalb auch immer eine monoton steigende Funktion mit den Grenzwerten limx →−∞ F(x)= 0  und limx→∞ F(x)= 1  .

Nach dem Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung gilt für die Wahrscheinlichkeitsdichte im Umkehrschluß:

p(x)= dF-(x)-
        dx
(7)

Die Existenz des uneigentlichen Integrals in Definitionsgleichung 6 vorausgesetzt, kann die Wahrscheinlichkeit P(a≤ X ≤ b )  jetzt sehr einfach berechnet werden.

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Der Erwartungswert ergibt sich wie bei den diskreten Zufallsgrößen – jetzt wird aber jeder Wert mit der differentiellen Wahrscheinlichkeit seines Auftretens multipliziert.5

       ∫
E(X )=   ∞ xp (x)dx
        −∞
(9)

In ähnlicher Art und Weise (und unter Berücksichtigung von Formel 5) ergibt sich für die Varianz:6

        ∫ ∞
Var(X )=     [x− E(X)]2p(x)dx
         − ∞
(10)

und im weiteren

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Die Varianz ist also der quadratische Erwartungswert abzüglich des Quadrats des Erwartungswertes der Zufallsgröße.

Var(X)=  E(X2)− E2(X)
(11)

Umgekehrt gilt:

E(X2)= Var(X )+ E2(X).
(12)

Für Zufallsgrößen mit verschwindendem Mittelwert ist die Varianz gleich dem Quadrat des Effektivwertes.7

      E(X)=0
Var(X )  =   E(X2)= X~2
(13)

Gleichverteilung

Eine der einfachsten Wahrscheinlichkeitsverteilungen ist die sogenannte Gleichverteilung. Sie hat auf dem Intervall [a,b]  eine konstante Wahrscheinlichkeitsdichte p(x)  und ist außerhalb dessen Null. Wegen der Bedingung

∫          ∫
 ∞           b
 −∞p(x)dx=  a p (x)dx = 1

muß sie folgender Gleichung für die Dichtefunktion genügen:

      (
      {  --1--  a≤ x ≤ b
p(x)= (  b − a
         0       sonst.
(14)

Der Erwartungswert nach Formel 9 bestimmt sich aus den Intervallgrenzen zu

       ∫ ∞          ∫ b  x      1  b2− a2   a+ b
E(X )=     xp(x)dx =    b−-a-dx= 2-⋅-b−-a- = --2--.
        −∞           a
(15)

Die Varianz ermittelt sich nach Formel 10 ebenfalls relativ einfach.

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