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4.2 Pole

Singularitäten, bei denen man von einem Pol der Ordnung n spricht (ein- oder mehrfacher Pol), sind durch den endlichen Hauptteil

      --a−-n--  --a−n+1---      --a−-2--  -a−1-
h(z)= (z− z0)n + (z− z0)n−1 + ⋅⋅⋅+ (z− z0)2 + z− z0

gekennzeichnet.24 Der Grund liegt in der Darstellungsmöglichkeit von 1∕f(z)  durch (z− z0)nψ(z)  und demzufolge              −n
f(z)= (z− z0)  ϕ(z)  mit ϕ (z) = 1∕ψ(z)  . Die Funktion ϕ(z)  ist bei z0  selbst analytisch, denn alle Pole sind entsprechend ihrer Vielfachheit aus f(z)  “herausgezogen” und im Faktor (z− z0)−n  enthalten. Deshalb kann ϕ(z)  um z0  in eine Potenzreihe entwickelt werden.25

                             2          3
ϕ(z)= c0+ c1(z− z0)+ c2(z− z0) + c3(z− z0) + ⋅⋅⋅

Die LAURENT-Reihe für f (z)  erhält dadurch die Form:

pict

d. h. der Hauptteil h(z)  umfaßt nur eine endliche Zahl von Koeffizienten ak  . Diese Eigenschaft ermöglicht die Berechnung des Residuums auf der Grundlage der folgenden Formel:

                       (n−1)
res f (z) = ---1---lim  d----[(z− z)nf(z)] .
   z0      (n− 1)!z→z0dzn−1     0
(28)

Die dahinter steckende Idee besteht darin, f(z)  nach Gleichung 27 durch Multiplikation mit        n
(z− z0)  zu einer Polynomfunktion zu machen und dann den Koeffizienten a−1  durch n− 1  -malige Ableitung zu extrahieren. Die Richtigkeit kann man einfach durch Einsetzen von f(z)  nachweisen.

          ---1---    d(n−1)[
resz0f(z)= (n− 1)!zli→mz0dzn−1  a−n+ a−n+1(z− z0)+ ⋅⋅⋅
                                           n−1           n          n+1     ]
                                +a−1(z− z0)   + a0(z− z0) + a1(z− z0)   + ⋅⋅⋅

Differentiation der einzelnen Summanden, gefolgt von der Grenzwertbildung bestätigt Beziehung 28.

                     [
resz f(z)= ---1--- lim  (n− 1)!a−1+ n!a0(z− z0)+ (n+-1)!a1(z− z0)2
   0      (n− 1)!z→z0             1!             2!
                              (n+ 2)!        3  (n+ 3)!        4     ]
                            + --3!---a2(z− z0) + --4!---a3(z− z0) + ⋅⋅⋅ = a− 1

Beispiele von Funktionen mit Pol sind f (z)=  cosecz bei z0 = kπ (Ordnung n = 1  ) sowie             −2
f (z)=  (z− 1)  für z0 = 1  (Ordnung n= 2  ).26

Speziell für einfache Pole (n=  1  ) gilt:

resz0f(z) = lz→imz0[(z− z0)f(z)],
(29)

was bei gebrochen rationalen Funktionen zu

              [          ]
resz u(z)-= lim  (z− z0)u(z)  = u(z0) lim z−-z0= u(z0)-
   0v(z)   z→z0       v(z)        z→z0 v(z)    v′(z0)
(30)

führt [Nee97, 9-III].27