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2.2 CAUCHY’s Integralformel

Als ein Resultat des Satzes von CAUCHY kann man jeden Wert f (z)  , wobei die Funktion f in der Umgebung von z analytisch sei, durch ein Kurvenintegral ausdrücken. Dazu definiert man einfach f(z)∕(z− z0)  als neue Funktion, welche im Punkt z0  nicht analytisch ist, und integriert auf einer den Punkt z0  einschließenden Kurve. Da sich der Integralsatz von CAUCHY nur auf Funktionen anwenden läßt, die im Inneren der Kurve C analytisch sind, umgehen wir diese Widrigkeit wie in Abbildung 1 dargestellt. Dabei wird die Kurve C zuerst in zwei halbkreisförmige Teilkurven C1  und C2  nach Teilbild 1a zerlegt.

∮           ∫            ∫
   f-(z)-dz=     f(z)-dz+    f-(z)-dz
 C z− z0     C1 z− z0      C2z− z0


PIC (a) Offene Kurven       PIC (b) Geschlossene Kurven

Abbildung 1: Integrationswege zur Herleitung von CAUCHY’s Integralformel


Danach werden C1  und C2  entsprechend Abbildung 1b separiert und als Kurven so geschlossen, daß jede für sich analytisch ist. Außerdem sollen sich beide Kurven aus dem originalen Stück des äußeren Halbkreises, bezeichnet mit  ′
C1  bzw.   ′
C2  sowie dem inneren Halbkreis (inklusive der waagerechten Teilstücke) C1′′  bzw. C′′2  zusammensetzen. Dann gilt nach CAUCHY’s Integralsatz 10:

∮           ∫            ∫
   f-(z)-        f(z)-       -f(z)-
 Cν z− z0 dz= C′ν z− z0 dz+  C′′νz− z0 dz = 0,   mit ν = 1,2

und deshalb

pict

Mit der Substitution

pict

kann man für jeden der Integralausdrücke auf den inneren Kurven

∫             ∫                ∫
    f(z)-dz= j   f-(z)rejθ dθ = j  f(z0+ rejθ)dθ
 C′ν′z− z0      C′′νr ejθ           C′′ν

schreiben. Lassen wir jetzt den Radius r gegen Null gehen, d. h. betrachten den Wert auf C ′′ν  in der Umgebung von z0  :

     ∫                    ∫
lim j   f(z0+ rejθ)dθ = − j   f(z0)dθ = − jf(z0) θ| ′′.
r→0   C′′ν                   C′′ν                   Cν

Da sich die Integrale auf dem analytischen Teil der “glattgezogenen” Kurven C′′
 ν  wegen der entgegengesetzten Richtung kompensieren, ergibt sich schlußendlich:

pict

Ein ausschließlich rechnerischer Beweis ist folgendermaßen zu erbringen:

pict

Der erste Summand stellt für z→  z0  eine hebbare Singularität dar (vgl. Abschnitt 4), d. h. der Grenzwert

lim f(z)−-f(z0)-= f′(z)
z→z0   z− z0

existiert. Damit ist der Integrand eine analytische Funktion für z→  z0  und wegen des Satzes von CAUCHY das Integral

∮
  f(z)−-f(z0)dz= 0 .
 C   z− z0

Der zweite Summand ist mit der Substitution 11

    ∮               ∮            ∫ 2π
f(z0)   -dz--= jf(z0)  dθ = jf(z0)    dθ = 2πjf(z0)
     C z− z0         C            0
(12)

und somit

∮
   f(z)-dz= 2πjf (z0).
 C z− z0
(13)

Benennt man noch die Variablen um (z0 := z und z:= ξ ), dann erhält man die CAUCHY’sche Integralformel [BC03, 47].

          ∮
f(z)= -1-   f-(ξ-)dξ
      2πj  Cξ − z
(14)

Bei der Interpretation fällt sofort die bemerkenswerte Eigenschaft einer analytischen Funktion (innerhalb von C ) auf, daß der Funktionswert f (z0)  eindeutig durch die Randwerte auf der Kurve C bestimmt ist.