Um JORDAN’s Lemma in seiner allgemeinen Form anzuwenden, wollen wir den Prozeß jetzt etwas umdrehen und zuerst eine komplexe Funktion definieren. Im nächsten Schritt soll versucht werden, das Integral auf der geschlossenen Kurve nach Abbildung 3 für den Grenzfall zu evaluieren.
Ausgehend von dem Ergebnis
wobei wieder die Pole (isolierte Singularitäten) der Funktion repräsentiert, kann man jetzt noch in Gleichungen für den Real- und Imaginärteil separieren.
Was hier als Ergebnis präsentiert wurde, hat (insbesondere Formel 60 betreffend) besondere Bedeutung für die inverse LAPLACE-Transformation [BC03, 81], [Sto92, 2.4.4], [Wun62, 2.22]. Unter anderem wird für die Voraussetzung von JORDAN’s Lemma deutlich, daß sich das Konvergenzverhalten des rechtsseitigen Integrals wegen der abgeschwächten Forderung deutlich verbessert.
Die bis hierher gewonnenen Erkenntnisse bezüglich der Integration entlang der -Achse lassen sich auch auf den Weg entlang der -Achse entsprechend Abbildung 5 anwenden [Wun62, 2.32]. Da nach dem Lemma von JORDAN auch in diesem Fall das Integral auf dem Weg verschwindet (vgl. letzter Absatz in Abschnitt 6, wenn negativ-imaginär ist), wird das uneigentliche Integral mit Hilfe der Singularitäten in der linken Halbebene berechenbar.
Für die Fälle von JORDAN’s Lemma mit negativem (egal ob reell oder imaginär, vgl. Abschnitt 6) ist der entsprechende Weg bzw. negativ anzusetzen, wenn die ganze Kurve betrachtet wird. Aus diesem Grund sind entweder die Integrationsgrenzen oder das Vorzeichen des reellen/imaginären Integrals umzukehren.
Tabelle 2 gibt einen Überblick, was die Berechnung uneigentlicher Integrale mit Hilfe von JORDAN’s Lemma betrifft. Interessant ist speziell für den Fall , daß es danach eine Verbindung zwischen den Residuen der Pole in der oberen und unteren bzw. linken und rechten Halbebene gibt: