Der Residuensatz ist eine logische Fortführung bzw. Anwendung der Erkenntnisse des vorigen Abschnittes, in welchem der Begriff des Residuums erstmalig auftauchte [FB00, III-6]. Er ermöglicht die einfache Berechnung von (geschlossenen) Kurvenintegralen, wenn innerhalb des Integrationsweges ein oder mehrere Singularitäten von liegen.20
Einleitend müssen wir uns aber mit der Frage befassen, wie sich der Einschluß mehrerer singulärer Punkte auf den Wert des umlaufenden Integrals auswirkt. Dazu soll im Beispiel nach Abbildung 2a um zwei solcher Punkte auf dem (geschlossenen) Weg integriert werden [Mar95, 10.3].
Ist die Funktion außer an den Singularitäten und insbesondere auf analytisch, dann kann man den Integrationsweg entsprechend Abbildung 2b verändern.21 Eine solche Wahl des Integrationsweges führt dazu, daß sich die Kurvenintegrale über und aufheben, also
gilt. Dieser Umstand ist graphisch in Abbildung 2c dargestellt und kann folgendermaßen zusammengefaßt werden:
Umschließt ein Kurvenintegral auf seinem Weg Singularitäten, dann kann dessen Wert durch separate Integration um alle singulären Punkte bestimmt werden.22
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Entwickelt man jetzt die Funktion um die einzelnen Singularitäten herum zu einzelnen LAURENT-Reihen, so kann man mit Hilfe von Gleichung 21 den Residuensatz formulieren.
Wie berechnet man jedoch das Residuum an einem (isolierten) singulären Punkt ohne Kenntnis der LAURENT-Reihenentwicklung von ? Zur Beantwortung dieser Frage betrachten wir (die) drei Typen von Singularitäten , welche sich durch die Art des Hauptteils der LAURENT-Reihe von unterscheiden [FB00, III-4.10].